"It takes as long as it takes"

Die meisten Fohlen werden auf der “open Range” oder auf riesigen Weiden geboren.  Dadurch haben sie nur wenig oder gar keinen Umgang mit Menschen. Dieser wird aber meistens zwischen Absetz- und Jährlingsalter nachgeholt und die Jungpferde werden „halterbroke“, das heisst, sie werden ans Halfter gewöhnt und lernen Hufe zu geben, geführt und angebunden zu werden. Die Aufzucht verbringen unsere Pferde in einer gemischten Herde, wo sie weiterhin gut sozialisiert werden und jederzeit über Stock und Stein rennen. Einen Stall brauchen sie nicht. 

Der Zeitpunkt des Einreitens hängt vom Pferd ab. Viele werden mit 4 Jahren vorsichtig an Sattel gewöhnt und leicht eingeritten, manche auch nur als Packpferde mit leichter Ladung mitgenommen. Andere bleiben auf den Weiden, bis sie verkauft sind und werden dann vim Käufer trainiert. Schwere Arbeit müssen unsere Pferde keine verrichten, bis sie mindestens 6 Jahre alt und reif genug dafür sind.

Wenn wir Pferde nicht selber aufziehen, kaufen wir sie im Alter von 1 bis 10 Jahren, wenn möglich ungeritten. Manche Pferde sind kaum oder gar nicht halfterführig, was mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt. Dadurch, dass sie nicht zu sehr auf Menschen desensibilisiert werden, bleiben sie auch später feiner im Umgang.

 

Mit wild aufgewachsenen Pferden nehmen wir uns extra viel Zeit, damit sie den Umgang mit Menschen von Anfang an als etwas Positives ansehen. Sobald sie keine Angst mehr zeigen beginnt, wie auch mit jedem anderen neuen Pferd, das Training am Boden. So lernen die Pferde dem zukünftigen Reiter zu vertrauen, gewöhnen sich an alle Möglichen Situationen und es wird ein wichtiger Grundstein gelegt: Das Pferd lernt zu lernen und dass es mitdenken darf und selber beinflussen kann, wieviel es arbeiten muss. Es lernt so schon das Prinzip von „Pressure and Release“, also Druck und Nachgeben, kennen und kann dies später im Sattel umsetzen. Jeder Druck wird langsam aufgebaut, damit das Pferd immer die Chance hat, auf die feinsten Hilfen zu reagieren. Damit werden Missverständnisse vorgebeugt und man gibt dem Pferd Sicherheit, indem man immer die gleichen Regeln vorgibt, egal ob am Boden oder im Sattel.

Bei der Bodenarbeit legen wir viel Wert auf „Grundmanieren“, wie entspannt das Halfter anziehen, Führen ohne zu überholen oder stehen zu bleiben, angebunden stehen, sich in Ruhe putzen und Hufe auskratzen lassen. Wenn solche Dinge funktionieren, geht die Bodenarbeit weiter mit dem Weichen Rückwärts und zur Seite, das Pferd am Seil auf einen Kreis senden, sowie das Gewöhnen an unbekannte Dinge wie eine Plane und auch an den Sattel.

Das erste Aufsteigen wird vom Zaun aus geübt, damit man das Pferd in Ruhe an den Reiter und die Bewegungen auf ihm gewöhnen kann.

 

Für den ersten Ritt brauchen manche Pferde noch die Sicherheit eines Führers oder eines ruhigen Pferdes zum Nachlaufen, andere fühlen sich von Anfang an wohl nur mit dem Reiter. Am Anfang soll das Pferd einfach mal lernen, mit dem neuen Gewicht zu laufen, wenn es das nicht schon vom Bepacken her kennt. Der Reiter ist also mehr oder weniger Passagier und versucht nur ab und zu die „Notbremse“ zu üben. Wenn das Pferd anfängt entspannt unter dem Reiter zu laufen, lernt es die ersten Stops, Volten, Biegung, Aussenstellung, Rückwärts, Wendungen, Seitengänge etc., Anfangs nur im Schritt, dann auch im Trab und später im Galopp. Da wieder das gleiche Prinzip von Druck und Nachgeben wie am Boden angewendet wird, lernt das Pferd sehr schnell. Die Trense hatte es bisher nur zur Gewöhnung im Maul, mit der Zeit wird sie auch eingesetzt und das Halfter kann weggelassen werden. Auch kann es schon auf dem grossen Reitplatz geritten werden und langsam ins Gelände, zuerst mit einem anderen Pferd zusammen, dann auch alleine. Unsere Pferde werden an Verkehr, Hunde, Traktoren, Fahrräder etc. gewöhnt, damit können sie sich ohne Probleme auch an die neue Umgebung in Europa anpassen.

 

 

Durch die Anwendung von Druck und Nachgeben, sowie von dem jeweiligen Tier angepassten Belohnungen, entwickeln die Pferde eine sehr motivierte Einstellung dem Training gegenüber. Dies ist uns sehr wichtig. Ein richtig gutes Ranchhorse macht seine Arbeit nicht nur weil es ihm gesagt wird, es ist mit voller Überzeugung dabei.

Uns ist es wichtig, Pferde auszubilden, die genug Training auf dem Reitplatz haben, um fein geritten werden zu können, aber auch durch die Gewöhnung an alle möglichen Situationen und viel Abwechslung zu zuverlässigen, vielseitigen und unkomplizierten Partnern werden, die mit ihren Reitern überall hin kommen.